Die Herzen, Köpfe und den Raum über den Dächern der Stadt geöffnet
La Strada 2016 war ein großes Sommerfest voll Leidenschaft und Poesie.
„Wir alle können etwas brauchen, das uns wieder einmal über die Dächer der Stadt hinaus schauen lässt und den Raum zum Himmel hin öffnet“, hatte Intendant Werner Schrempf im Vorfeld von La Strada gesagt. Wie schön das mit dem diesjährigen Festival gelungen ist, konnten Tausende nicht nur, aber auch beim großen Finale auf dem Freiheitsplatz erleben. Hier verzauberte am vergangenen Samstag die Compagnie Transe Express ihr Publikum mit einer poetischen Inszenierung und magischen Momenten, die in der Erinnerung vieler vermutlich zu den schönsten Sommererlebnissen 2016 gehören werden.
Über 100.000 Menschen erlebten gemeinsam 29 Produktionen mit 120 Vorstellungen in Graz, Stainz, Weiz und bei Schloss Seggau. Und wie jedes Jahr gilt „Nach La Strada ist vor La Strada“ – 2017 wird das Festival seinen 20. Geburtstag feiern – mit internationalen Künstlern und heimischen Eigen- und Ko-Produktionen, die unter anderem in künstlerischen Residences während der kommenden Monate entstehen. Und natürlich mit dem Grazer Publikum, das La Strada in all den Jahren zu dem gemacht hat, was es heute ist. „Das Leben ist nur dann spannend, wenn man Mut zum Risiko hat – mit dem Wissen, dass man das Vertrauen weiter- geben muss. Und ich glaube, wir haben es geschafft, dass die Menschen dieses Risiko mit uns teilen wollen“, so Intendant Werner Schrempf. „Denn ein Festival kann – und La Strada möchte – den öffentlichen Raum mitgestalten, indem es zeigt, wie und wofür man Straßen, Plätze und Räume nutzen kann." Den Menschen einen neuen Blickwinkel auf ihre Stadt und ihre alltägliche Umgebung zu ermöglichen, auf den Stadtkern, das historische Zentrum aber auch auf Unentdecktes in den städtischen Randzonen. Werner Schrempf
Nächsten Sommer dann schon zum 20. Mal – vom 28. Juli bis 5. August 2017.
Konzeption & Programmgestaltung: Werner Schrempf
Kommunikation: Diana Brus
Organisation: Dagmar Mayerl-Reinprecht
Technische Leitung: Thomas Mayerl
Ein Projekt von die ORGANISATION.
Aufgaben: Konzeption | Programmgestaltung | Kommunikation | Planung |
Grafik & Design | Umsetzung
www.lastrada.at
© Nikola Milatovic
„Die Brüder Pedro und Luis Sartori do Vale haben ihre Beziehung und das Verhältnis von Brüdern ganz allgemein in einer wunderbaren gemeinsamen Arbeit namens Dois ausgelotet. Im internationalen Festival [...] La Strada zeigen die beiden Akrobaten und Bogenschützen [...] in einer sehr humorvollen, selbstironischen Stunde, wo zwischen Gerangel, Hänselei und Konkurrenzkämpfen viel Liebe Platz hat.“
Colette M. Schmidt, Der Standard
© Nikola Milatovic
„130 Minuten lang wird Menschlichkeit eingefordert und hinterfragt, wie es denn überhaupt Grenzen im Ozean geben kann, wo er sich doch ständig bewegt. „Stellt euch vor, Europa wäre ein menschlicher Körper, dem man einen neuen komplizierten Zaubertrick lernt“, heißt es in der Show einmal. Was gäbe es zu trainieren? Stärke, Flexibilität, Balance. Ein Mut machender, motivierender und mahnender politischer Abend.“
Julia Schafferhofer, Kleine Zeitung
© Nikola Milatovic
„Das Marseiller Kollektiv Rara Woulib entführt mit dem steirischen Chor nota bene zu einer enigmatischen Wanderung durch die tristen Flecken Liebenaus, zu einer Expedition durch den alten Arbeiterbezirk. Auf nächtlichen Reisen soll nicht nur die Stadt neu entdeckt, sondern auch das eigene Selbst ergründet werden. Die Combo will Riten schaffen, das Alltägliche dem Gewohnten entheben und bekannte urbane Zusammenhänge dissoziieren.“
Michael Maier, Kronen Zeitung
© Nikola Milatovic © Martin Hauer
„Hier wird zusammengefaltet, zerrissen und angemalt: Menschen, Herrscher,
Königreiche. Wenn beim berühmten Schleiertanz die Papierfetzen fliegen, ist das ebenso geglückt wie der Auftritt der gefalteten Pappkameraden im Miniformat.“
Michaela Reichart, Kronen Zeitung
© Martin Hauer
„Ein akustisches und visuelles Gewirr, das mit einer mitreißenden, multimedialen Dynamik fasziniert. Die Zuseher sind als Voyeure Teil der Installation und entscheiden selbst, wie sie sich zu den einzelnen dramaturgischen Elementen verhalten. Sie beobachten, wie die Performancekünstler mit größtem Körpereinsatz eine eigene rätselhafte Geschichte erzählen und lassen sich immer wieder von den Klängen der Musiker anlocken.“
Daniel Hadler, Kleine Zeitung
© Martin Hauer
„Von der Gesellschaft werden sie oft gar nicht als Menschen wahrgenommen – so macht es auch Sinn, dass sie von Regisseur Michael Labres als leuchtende Zombies ins Blaulicht gerückt werden. Ungeschönt und direkt erzählen sie von ihrem Scheitern und ihrer Sehnsucht nach menschlichen Begegnungen auf Augenhöhe.“
Christoph Hartner, Kronen Zeitung
© Nikola Milatovic
„Ein Cape Canaveral der Phantasie (...) als würden die Zirkusdirektoren Hieronymus Bosch, Jules Verne und Alexander Calder heißen: Hier schlängelt sich ein Kirchtagsumzug skurriler Tierfiguren durch die Menge. Da hebt eine archaisch anmutende Flugaparatur in die Lüfte ab. Dort wippen die Musiker mit Saxophon, Schlagzeug und Co als Menschen-Mobile.“
Michael Tschida, Kleine Zeitung,
La Strada 2015
Die dem La Strada-Publikum bereits bekannte Compagnie "The 7 Fingers" eröffnete am 31. Juli mit der Produktion "Cuisine & Confessions" in der ausverkauften Oper Graz. Cirque Nouveau voller - teilweise sehr persönlichen - Geschichten voller Details und Einfallsreichtum boten sie. In der großen Gemeinschaftsküche offerierten sie dem Publikum Gerüche aus der Kindheit, erzählten von Träumen und Erlebnissen - in schwindelerregenden Höhen, mit selbst komponierter Musik und mutigen Begegnungen. Mit einer eigenen Rezeptur, die das Publikum bewegte und am Ende zum gemeinsamen Essen einlud.
Seit 2015 positioniert sich La Strada Graz in der Öffentlichkeit nicht nur internationales Festival für Straßen- und Figurentheater, sondern setzt ebenso einen Fokus auf Community Art und neuen Zirkus.
„Die La Strada-Saison ist eröffnet und (...) Murmuyo mimt den Störenfried und zettelt Unruhe an. (...) Anarchisch dirigiert er sein Orchester: gemeint sind Fußgänger, Rad- und Mopedfahrer sowie Auto- und Buslenker. Augenzwinkern ist dabei Grundregel. (...) Provokant und poetisch hält er dem Verkehrspublikum den Spiegel vor und initiiert das schönste Hubkonzert der Welt. Tosender Applaus.“
Julia Schafferhofer, Kleine Zeitung
„Mit Liedgut aus dem Mississippidelta, Louisiana, Virginia und Tennessee erzählen 'Les Clandestines', neun gestandene Frauen, im Lend-Viertel in ihrer Performance im öffentlichen Raum von Vertreibung und Unterdrückung, wild und authentisch.“
Colette Schmidt, Der Standard
„Auf poetische, humorvolle Weise loten Benjamin Vandewalle und seine Tänzer die Grenzen zwischen Alltag und Inszenierung, zwischen öffentlich und privat aus. Sowohl dem Treiben auf der Straße als auch dem Voyeurismus der Beobachter halten sie mit dieser fantastischen Produktion den Spiegel vor.“
Christoph Hartner, Kronen Zeitung
La Strada Graz 2015 © Nikola Milatovic
La Strada 2014
Eröffnet wurde La Strada 2014 am 1. August mit der Produktion "La Verità" der Compagnie Finzi Pasca in der Oper Graz. Ein berauschendes Fest für alle Sinne; mit Bildern, die noch lange nachklingen, auch wenn der Vorhang sich wieder vor Salvador Dalís Kunstwerk gesenkt hat.
Den Campus der TU Inffeldgasse besuchen meist nur Studenten, Professoren oder deren Gäste. Mit La Strada 2014 wurde das Hochschulareal zur veritablen Bühne für das „Collectif G. Bistaki“ - fünf Franzosen, die mit Ziegelsteinen und Handtaschen ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz, Medien- und Installationskunst nach Graz brachten.
„Wir wünschen uns noch mehr Projekte, die die Bevölkerung einbinden“ sagt Werner Schrempf, wie zum Beispiel die diesjährige Intervention „Les bâtîsses soeurs d'éphémères“ des französischen Künstlers Olivier Grossetête, der gemeinsam mit vielen Grazern (Danke!) einen 21 Meter hohen Turm aus Karton am Freiheitsplatz errichtete - nur um diesen weniger als 24 Stunden später wieder umzustürzen.
Kommunikation wurde bei La Strada 2014 großgeschrieben. Das zeigten nicht nur Performances rund um das Thema soziale Medien wie etwa „Like Me“ der niederländischen Künstlerin Judith Hofland oder die Installation „The Speakers“ von Thor McIntyre-Burnie aus Großbritannien. Auch auf organisatorischer Ebene kommunizierte La Strada vermehrt sowohl mit seinen internationalen Gästen als auch mit dem Publikum: die extra für das Festival entwickelte La Strada App wurde über 1.300 Mal heruntergeladen - Zugriffe kamen aus fast allen Kontinenten, vorwiegend natürlich aus Europa, die allermeisten selbstverständlich aus Graz.
Stark vertreten waren Projekte, die mit Unterstützung des EU-Netzwerks IN SITU - zu dessen Gründern und Koorganisatoren La Strada zählt - entwickelt wurden. Da lotste die ungarische Gruppe „HOPPart“ die Grazer mit A-Capella-Gesängen vom Priesterseminar über die Stadtpfarrkirche bis zum Joanneumsviertel; die „Asphalt-Piloten“ setzten dem öffentlichen Raum mittels Klebeband neue Grenzen und loteten diese zu elektronischen Klängen tänzerisch aus; der französische Klangkünstler Pierre Sauvageot reinterpretierte Strawinskys „Le sacre du printemps“ in einem experimentellen Projekt am Grazer Hauptbahnhof.
Überaus groß war die Beteiligung heimischer Künstler am diesjährigen Festivalprogramm. Die Musiker von „Who Man Dog“, das „Theater t‘eig“, Wolfram Berger & Christian Bakanic, die Rabtaldirndln und Eddie Luis mit „Die Gnadenlosen“ und dem Chor „Nota Bene“ bewiesen, welch vielfältiges kreatives Potenzial im Musik- und Theatergenre in der Steiermark beheimatet ist. Nicht zu vergessen: der leidenschaftliche Tangoabend in der Kaiserfeldgasse mit Christian Bakanic & Mala Junta.
La Strada 2013
Gut 900 Menschen sind mit den Künstlern von Rara Woulib durch die ganze Stadt in den Westen zu den Reininghausgründen gezogen.
Viele Besucher sind der Groupenfonction auf einen Sportplatz im Süden der Stadt gefolgt und haben am Ende mit getanzt.
Gemeinsam mit Willi Dorner haben die Besucher einen ganz besonderen Ort erobert, das alte Kommod-Haus, das für seine Performance vom Dickicht befreit eine ganz andere Wahrnehmung möglich machte.